Diese Reise ist kostenlos. Man benötigt keinen Koffer, kein Ticket und nicht einmal einen Impfnachweis.
Die beste Zeit zur Abreise ist der Abend nach einem entspannenden Bad, im Hintergrund leiser Smooth Jazz, in greifbarer Nähe ein Glas trockenen Rotwein. Als Reisekleidung wählt man seinen bequemsten Pyjama, manche bevorzugen zudem Bettsocken gegen unangenehm kalte Füße. Sind die Vorbereitungen abgeschlossen, braucht man sich nur noch ins Bett zu kuscheln und die Augen zu schließen. Dann wartet auch schon das wundervolle Reiseziel: das Reich der guten Fee.
Es ist meine tiefe Überzeugung, dass wir Menschen uns erlauben dürfen, ja sogar erlauben müssen, bisweilen das Kind in uns frei zu lassen. In diesen Wochen der Unsicherheit, die der vorweihnachtlichen Freude so wenig Raum lässt, ist es eine bewusste Entscheidung, wieder Kind zu sein auf Zeit, um in die Welt einer guten Fee einzutauchen, um von ihr getröstet zu werden. In der Vorweihnachtszeit sollten wir rational tickenden Wesen uns gestatten, von der Macht der Zauberwesen zu träumen, sich von ihnen an die Hand nehmen und in ihre Welt ohne Sorgen und Nöte entführen zu lassen. Menschen wie ich, die die Nachrichtenlage permanent beobachten, müssen besonders auf uns aufpassen. Denn nicht nur das Virus gefährdet uns, sondern auch die Informationsflut, der wir uns aussetzen, die uns kaum mehr abschalten lässt.
Die Reise ins Land der Feen funktioniert allerdings nur, wenn das Fernsehgerät ausgeschaltet bleibt. Inhalte von Nachrichtensendungen muss ich nicht abends hören, die teils fragwürdige Performance von Talkmastern wie -gästen nervt ohnehin und erinnert an „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Statt in der Zeitschleife festzustecken, staune ich lieber über das Zuckerwatteambiente, trage hübsche Kleider und finde das Leben ach so wunderbar.
https://www.youtube.com/watch?v=nWXr0B0iJcY
Last modified: 11. Dezember 2021