Die Enttäuschung sitzt tief

von HKWs Pinnwand

„Impfneid“ dürfte eine große Chance haben, zum Unwort des Jahres 2021 gekürt zu werden.

Das Szenario ist stets das gleiche: Unser Ankündigungsminister (aka Gesundheitsminister) verspricht, bald sei Impfstoff nicht nur für alle, sondern für alle im Überfluss vorhanden. Wann genau ist „bald“? Dazu verliert er kein weiteres Wort, weist allerdings nur wenige Sätze später darauf hin, es werde zunächst einmal weniger Impfstoff pro Woche zur Verfügung stehen als geplant. Wann „zunächst“ ist und vor allem wann es endet, erfahren wir ebenso wenig wie wir überhaupt während der Zeit der Pandemie irgendetwas ausführlich und ehrlich erklärt bekamen von der Regierung. Fakt ist, die Impfstrategie schrammt haarscharf an einem nationalen Desaster vorbei. Was im Übrigen für das gesamte Krisenmanagement zutrifft. Wen wundert es also, dass wir Bürger neidisch sind auf alle, die bereits gegen Covid-19 geimpft wurden? Sind wir tatsächlich neidisch? Oder nur abgrundtief enttäuscht vom Unvermögen der Kanzlerin, uns zu schützen, wie sie es per Amtseid versprach? Schützen würde sie das Volk, indem sie nicht zugelassen hätte, dass die EU-Uschi für die Impfstoffbeschaffung zuständig ist, dass sie zumindest überwacht und gegebenenfalls frühzeitig regulierend eingegriffen hätte, wie man es von der deutschen Regierungschefin erwarten darf. Welche Emotionen stecken tatsächlich hinter dem, was aktuell als „Impfneid“ bezeichnet wird, untersucht jetzt Prof. Dr. Katrin Rentzsch in einer Studie. Unsere Enttäuschung schlägt inzwischen einmal mehr in das Gefühl der Ohnmacht um, das uns schon lange Monate begleitet. Ob wir nun ärgerlich, zornig oder neidisch sind: Wir fühlen uns im Stich gelassen.
https://www.psychologische-hochschule.de/2021/05/impfneid/

Last modified: 26. Mai 2021

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