Lesen ist mehr als nur eine Leidenschaft. Lesen gehört zum Leben wie das Atmen.
An die Zeit, bevor ich lesen lernte, erinnere ich mich nur vage. Seit ich in der Grundschule mit dem Zeigefinger unter den Zeilen des Lesebuchs entlang rutschte, um Silben, Worte und schließlich Sätze lesen zu können, gab es nur sehr wenige Tage, in denen ich nicht mit einem Buch vor der Nase anzutreffen war. Ich las und lese in so ziemlich jeder Lebenslage: In der Badewanne, im Zug, auf Parkbänken, in Wartezimmern, auf einer Decke im Gras, im Restaurant oder auf der Couch. Ich lese während des Frühstücks, bei Kaffee und Kuchen, während ich auf den nächsten Gang des Abendessens warte. Ich lese an allen Wochen- wie Feiertagen, an jedem denkbaren Ort und zu jeder Tages- oder Nachtzeit. Könnte ich ein Bücherregal oder wenigstens einen E-Reader mit ins Jenseits nehmen, würde das ganz oben im Testament vermerkt werden müssen.
Wer liest, trifft Menschen oder ist irgendwo auf der Welt unterwegs, während er in Wahrheit alleine zuhause im Sessel sitzt. Ich habe deutlich mehr Reisen in Büchern unternommen als im realen Leben. Obwohl ich viele Menschen kennenlernte, begegneten mir noch wesentlich mehr Buchfiguren. Was genau bedingt die Leidenschaft, sich in der Lektüre zu verlieren? Weshalb liest man manche Bücher immer wieder? Was wäre, wenn eines Tages keine Bücher mehr veröffentlicht würden, wenn das Buch, wie immer mal wieder prognostiziert, tatsächlich tot wäre? Ich bin sicher, soweit wird es nicht kommen. Die Fakten sprechen für das Lesen, für Bücher, für den Spaß an der Lektüre.
Diese Autoren bestätigen meine Behauptung:
Was ist ein Leseleben und wer führt es? Der Philosoph Giwi Margwelaschwili behauptet, erst der Leser bringe Leben in die Welt der Buchfiguren.
Das Leseleben, Verbrecher Verlag
„Wir werden das Bücherlesen nur retten, indem wir es groß machen und essenziell, und nicht, indem wir Grabgesänge darauf anstimmen“, sagt die Publizistin und ehemalige Literaturchefin Felicitas von Lovenburg.
Gebrauchsanweisung fürs Lesen, Piper Verlag
Was Leser von Büchern erwarten und welche Bedeutung Literatur heute hat, beleuchtet Tim Parks.
Worüber wir sprechen, wenn wir über Bücher sprechen, Antje Kunstmann Verlag
An welchen Orten lesen Frauen am liebsten? Dörthe Binkert sucht die Antwort in Gemälden, die Frauen bei der Lektüre zeigen.
Wo Frauen ihre Bücher lesen, Thiele & Brandstätter Verlag
Last modified: 5. Mai 2019