Minutenweise Sommer

von Lifestyle

Wenigstens die Dicken lächeln.

Über das Wetter zu schreiben ist langweilig. Und sinnlos. Es hilft niemandem. Ich tue es trotzdem.
Heute ist der 13. Juli. 19 Grad plus. Der gleiche milchig graue Himmel seit zwei Wochen. Von der Sonne keine Spur. Als sich gestern völlig unerwartet die Sonne zeigte, fuhren wir wie elektrisiert an den Wannsee. Der Sommer war endlich zurück, die Temperatur deutlich geklettert. Ich trank eben den letzten Schluck Milchkaffee, da verdunkelte sich der Himmel. Wir verließen eilig unser gemütliches Plätzchen im Gartenlokal und eilten zum Auto, da fielen bereits die ersten dicken Tropfen. Ganze zwei Stunden hatte der Besuch des Sommers gedauert.
Um mir vorzugaukeln ich befände mich in der wärmsten Zeit des Jahres, hörte ich heute während des Frühstücks Israel Kamakawiwoʻole. Außerdem zwinkerten mir die ‚freundlichen Riesen’, wie sie irgendwer nannte, über den Tisch hinweg zu. Und es stimmt: Sonnenblumen verströmen eine Atmosphäre, wie es keine andere Blume vermag. Die schweren sonnengelben, orangen oder roten Köpfe scheinen zu lächeln, während sie auf ihren dicken Stängeln balancieren. Bis September verbreiten sie wie in jedem Sommer gute Laune in unserer Wohnung. Auf weitläufigen Sonnenblumenfeldern können wir Städter zwar nicht spazieren gehen und einen Garten haben wir auch nicht. Der lange „Titan“ und der bis zu vier Metern Höhe wachsende „King Kong“ kommen folglich nicht infrage. In der Vase auf dem Esszimmertisch stehen „Sunspot“ oder „Double Dandy“. Diese sogenannten Zwergsonnenblumen beobachten mich beim Schreiben. Sie sind mein Gast während des Frühstücks, was selbst einen regnerischen Tag schön erscheinen lässt.
Wenn im Herbst wieder Rosen und Co. ihren Duft in der Wohnung verströmen, werde ich in The Sunflowers Are Mine: The Story of Van Gogh’s Masterpiece (Martin Bailey, Verlag: White Lion Publishing) blättern und meine Notizen im Notizbuch für Sonnenblumenliebhaber (Verlag: Independently published) niederschreiben. Bedauerlicherweise besitze ich keinerlei Talent zum Malen. Sonst würden „Titan“ oder „King Kong“ das ganze Jahr blühen. Auf einer Wand im Wohnzimmer.

Last modified: 14. Juli 2019

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