Talentsuche

von Schreiben

Wenn ich nicht schreibe oder lese, tue ich… Was?

Für Phasen, in denen es nicht gelingen will, etwas Vernünftiges zu schreiben, gibt die Schriftstellerin Liz Gilbert einen simplen Tipp: „Geh vom Schreibtisch weg und mach einfach Dinge“. Ein „Ding“ kann jede erdenkliche Tätigkeit sein. Garten umgraben? Ist ein Ding. Ein Musikinstrument spielen? Definitiv ein Ding. Malen? Auf jeden Fall ein Ding. Auch stricken, ein neues Brotrezept ausprobieren oder töpfern sind Dinge. Es sind kreative Beschäftigungen, die mindestens genauso befriedigend sein können wie das Schreiben.
Wie beneide ich Menschen, die über diese Talente verfügen, die mir bedauerlicherweise fehlen. Mein Partner malt. Meine Freundin werkelt stundenlang in ihrem Garten. Ich las von einer Psychologin, die Freunde und Familie mit selbst bestickten Tüchern beschenkt. Eine ehemalige Kollegin töpferte wunderschöne Gefäße. Zwei zieren noch heute unser Sideboard.
Und ich? War unaufmerksam, als die Talente verteilt wurden. Vermutlich war ich in ein Buch vertieft und befand mich gedanklich weit weg vom Geschehen. Ich schreibe. Während der Monate der Pandemie stand ich aber bereits mehrmals kurz vor einer Schreibblockade. Nun überlege ich, wie ich verhindern könnte, dazu noch in ein Depriloch zu fallen. Was kann eine Schreiberin tun, wenn sie nicht schreibt? Während des Zähneputzens heute Morgen kam mir endlich die rettende Idee: Ich bastle mal wieder eine Collage. Wie konnte ich vergessen, welchen Spaß ich beim Ausschneiden, Arrangieren und Kleben hatte? Mittels Collage visualisierte ich Lebensträume und Zukunftspläne. Jedes Sonnenblumenmotiv, das ich finden konnte, sammelte ich für ein großes Sonnenblumenplakat, um es an die Wand über den Schreibtisch zu hängen. Ich riss Bilder von Lippenstiften aus, von Teddybären und Blumen, von französischem Käse, Dutzenden Brotsorten oder kitschig verzierten Torten. Das Material sichtete, verwarf oder verwendete ich, um eine Collage zu erarbeiten, die anzusehen mir Freude bereitete. Allein, was entscheidend war: Ich beschäftigte mich kreativ, ich „machte Dinge“, statt an einer Schreibblockade zu verzweifeln.

https://www.youtube.com/watch?v=1y2kC-Txw0M

Last modified: 25. Juli 2020

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