Wenn es besonders hart kommt, tauche ich ab.
Während der vergangenen Monate saß ich nahezu permanent in einer emotionalen Achterbahn. Das Leben ist zwar bekanntermaßen kein Ponyhof, aber die Schlagzahl der schlechten und aufgrund eines Todesfalles gar schlimmsten Nachrichten war hoch. Nun ist Mein blauer Lippenstift kein Ort, an dem ich mich ausweinen oder mein Leben zur Diskussion offenlegen will. Das wird auch künftig so bleiben. Aber möglicherweise interessiert es den einen oder anderen Leser, meine Strategien zu erfahren, die Nackenschläge des Alltags zu verarbeiten.
Schreiben: Was kann eine Autorin Sinnvolleres tun als zu schreiben, wenn Sorgen und Niedergeschlagenheit übermächtig werden? Liest man seine auf Papier festgehaltenen Gedanken, kann man Widersprüche aufdecken und bisweilen sogar mögliche Lösungswege erkennen.
Lesen: Meine zweite Leidenschaft nach dem Schreiben ist das Lesen. Das tue ich, um mich abzulenken, in andere Leben einzutauchen oder die Fantasie auf Reisen zu schicken. Manchmal suche ich bewusst Bücher aus, die in Gegenden handeln, die ich kenne, um durch Straßen zu gehen, an die ich positive Erinnerungen habe.
Trost und Aufmunterung finde ich zudem in klug geschriebenen Blogs lebenserfahrener Kolleginnen.
EarthCam: Ein bisschen legales Schlüssellochgucken darf man es vermutlich nennen, wenn ich via Liveübertragung in eine Stadt oder Gegend meiner Erinnerungen reise.
Kind sein: Ich denke an die Zeit, als ich etwa zehn war. Nein, ich verkleide mich nicht als Prinzessin, Zauberin oder Piratin. Ich bin ein Faschingsmuffel. Aber ich überlege, womit ich mich in diesem Alter beschäftigte. Was machte mir Spaß? Was las ich? Welche Geschichten faszinierten mich? Alle in denen Detektivinnen die Hauptrolle spielten. Womit spielte ich? Lieber mit Bären als mit Puppen. Wer war mein Vorbild? Meine Tante Milie. Was wollte ich werden, wenn ich erst erwachsen wäre? Natürlich Detektivin. Was sammelte ich? Bücher, Taschen, Bären, Stifte, Ringbücher, Knöpfe … Und könnte ich heute wieder damit beginnen? Stifte sammle ich noch immer, die zum Schreiben und die für die Lippen.
Was ich tun sollte –
Psychologen raten dazu, sich bei Stress und Sorgen auf keinen Fall zuhause einzuigeln. Besser als die Tasse Tee auf dem Sofa ist Sport oder ein Spaziergang. Das bringt dem Körper die nötige Energie zurück und stoppt das destruktive Gedankenkarussell.
– und was ich ausprobieren werde
Ob ich es schaffe, das Haus zu verlassen, bezweifle ich. Doch ich werde ausprobieren die Yogamatte auszurollen, statt mich mit einem Buch im Sessel zu verkriechen.
Ich werde lautstark die Titelmelodie von Bibi Blocksberg oder Pippi Langstrumpf singen, obwohl ich keinen Ton halten kann.
Weil ich Farben liebe, werde ich malen, auch wenn ich dafür überhaupt kein Talent besitze.
Und ich werde mich doch aus dem Haus zwingen, um schöne Karten zu kaufen, die ich ganz altmodisch an Menschen schicke, die mir etwas bedeuten.
Ein Spaziergang mit zweifachem Nutzeffekt, sozusagen.
Last modified: 18. Januar 2019