Blockadegefahr

von Schreiben

Aus dem Alltag einer Suchenden.

Die Angst vorm weißen Blatt, wobei es heute eher das Worddokument auf dem Bildschirm ist, kennen alle, die ihren Lebensunterhalt mit Schreiben verdienen. Auf Mein blauer Lippenstift habe ich mehrfach über meine Neigung zum Prokrastinieren gejammert, über die Leere im Kopf, über die Angst vor einem drohenden Writer’s Block. Seit mir die Deadlines nicht mehr von Verlagen vorgegeben werden, muss ich die Veröffentlichungsdaten zu meinen Blogs selbst festlegen. Das funktioniert zum Glück fast immer. Aber manchmal, wie etwa in dieser Woche, grüble ich. Hatte ich mir doch vorgenommen, mich thematisch treiben zu lassen, ich wollte Gesellschaftskritik üben, daneben unkonventionelle Ideen entwickeln und Einblicke in mein Leben geben. Und genau hier liegt wieder einmal das Problem. Worüber soll ich schreiben? Aufhänger fänden sich unzählige. Allerdings verspüre ich nicht die geringste Lust, mich zum Chaos bei der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus zu äußern, die erschreckend hohe Inflationsrate zu kommentieren oder mich mit der stagnierenden Impfkampagne zu befassen. Wie mein Kollege frage ich mich andererseits, wie viel Privates ich von mir preisgeben will, ob es überhaupt jemanden interessiert, schließlich haben die Menschen mit ihren eigenen Problemen genug zu tun. Vielleicht sollte ich es mit etwas besonders leicht Bekömmlichem probieren: Morgen werde ich von meiner Liebe zum Butterbrot erzählen.

Last modified: 1. Oktober 2021

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