Showtime für Herrn Bollwitzer

von HKWs Pinnwand

Vorräte hamstern, Termine absagen, Telefon ausschalten. Es wird ernst.

Ende Oktober. Nur noch eine knappe Woche bis Novemberanfang. November ist NaNoWriMo (National Novel Writing Month, http://www.nanowrimo.org), der Monat, in dem Menschen in aller Welt versuchen, 50.000 (in Worten: fünfzigtausend) Wörter zu schreiben. Letztes Jahr beteiligte ich mich zum ersten Mal an dieser Aktion, die Autoren auf besondere Art für dreißig Tage verbindet.

In diesem Jahr ist es mein Plan, zu meinen schreiberischen Wurzeln zurückzukehren. Anstatt an einem Buch zu arbeiten, werde ich Kurzgeschichten verfassen. Es hat mir immer am meisten Spaß bereitet, mich auf nur eine Szene zu konzentrieren, sie auszudehnen, lediglich eine Figur in den Mittelpunkt zu stellen. Ein möglichst enger Handlungsrahmen mit einer Hauptfigur und ein paar Nebendarstellern, die an einem oder höchstens zwei Schauplätzen agieren. Kurz gesagt, es sollen kleine Erzählungen entstehen, die beim Lesen zum Schmunzeln anregen oder zum Nachdenken verleiten.
Im NaNoWriMo 2017 werden einige Kandidaten aus dem Casting ihre lang ersehnte Chance erhalten.
Mal sehen, ob in Helge mehr steckt, als der blonde Hübsche auf den ersten Blick erahnen lässt.
Rosetta-Amalia beispielsweise ist schon so oft bei den Castings aufgetaucht. Sie schon wieder zu übergehen wäre schlicht gemein.
Eigentlich stehe ich nicht auf Alt-Hippies. Bille und Lo faszinieren mich aber doch. Das Geschick der beiden, sich durchs Leben zu schlängeln, scheint eine Geschichte wert zu sein.
Den Abenteuern der Schildkrötenladies Carla und Greta zu folgen bringt mir einfach Spaß. Sie sollten unbedingt aufgeschrieben werden. Vielleicht gefallen sie am Ende einigen Kindern, wie einst die Bärenstorys um Knut und Johanna den Freundinnen meiner Tochter gefielen.
Sam Quentin zu beobachten, privat wie in seiner Psychiaterpraxis, reizt mich außerordentlich. Sein Leben dürfte allerdings weit mehr als eine Short Story füllen und könnte damit den November für sich alleine beanspruchen.

And the winner is: Herr Bollwitzer. Er hat sich bereits einen Platz in meinem 50.000-Wörter-Geschichten-Marathon gesichert. Der Settermischling mit eigensinnigem Charakter bietet reichlich Stoff zum Erzählen. Ob dabei auch die schlaue aber fiese Nachbarskatze Icky eine Rolle spielen wird, ist ungewiss. Kommt ganz darauf an, in welchen Situationen ich Herrn Bollwitzer erwische. Vielleicht ist er auf der Suche nach einer neuen Bleibe. Sein Frauchen will ihn nämlich immer noch dazu bringen, längere Spaziergänge mit ihr zu unternehmen. Wie er das hasst. Soll sie sich doch einen anderen Begleiter suchen. Oder wenigstens dafür sorgen, dass Icky ihn nicht weiter nervt.

In diesem Jahr soll also einiges anders werden. Zum Beispiel der Arbeitsplatz: Ich habe mir vorgenommen, nicht zu Hause zu schreiben. Das hatte ich ja strikt abgelehnt, bevor ich mich entschloss, es auszuprobieren. Inzwischen bin ich zur geübten Caféhausschreiberin geworden, lasse mich nicht mehr von jedem Geräusch ablenken, muss auch nicht mehr die Szene um mich herum beobachten, sondern schaffe es, mich auf meinen Text zu konzentrieren. Auf jeden Fall werde ich, anders als im letzten Jahr, keine Eremitin auf Zeit sein. Ganz im Gegenteil heißt das Konzept für den NaNoWriMo 2017 weg vom Schreibtisch, raus aus dem Haus, rein ins Café, Stammtisch ausgucken und loslegen. Auf Vorrat einzukaufen und nur wenige Termine einzuplanen, ist sinnvoll. Das Telefon werde ich wohl nicht abschalten, denn während meines Schreibmonats außer Haus stelle ich mich auch bewusst auf Ablenkungen ein. Es wird auf jeden Fall ernst.

Meine aktuelle Schreibstimmung: Werde ich das Pensum schaffen?
Der Lippenstift: „Shoubu“ von Sensai      HKW_Website_ Icon Artikelende

Last modified: 26. Oktober 2017

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